Was erwarte ich von einer guten Kamera?

Innerhalb von drei Jahren wird einem bei der regelmäßigen Arbeit mit der Kamer langsam bewusst, was man braucht oder worauf man Wert legt. Ich arbeite in sehr vielen verschiedenen Bereichen der Fotografie. Tierfotografie unterscheidet sich dabei essentiell von Landschaftsfotografie oder sogar Nachtfotografie; in der Makrofotografie gibt es zahlreiche Unterteilungen, die alle unterschiedliche Anforderungen haben. Und dieses Jahr (2022) durfte ich sogar das erste mal als Hochzeitsfotograf arbeiten. Aus all diesen praktischen Erfahrungen ist folgende Kombination für mich beste (kann sich bei jedem unterscheiden):

Serienbildgeschwindigkeit

Ich hätte zum Start meines Hobbies nie gedacht, wie komplex dieser Punkt ausfallen könnte. Das Serienbild, also die Anzahl der Bilder pro Sekunde, ist ein entscheidender Faktor für viele Felder der Fotografie. Für die Beobachtung von Tieren braucht man zum einfangen diverser schneller Situationen hohe Bildfrequenzen. Beispielsweise für Eisvögeln. Das gilt aber auch für Insekten. Ob der Schmetterling oder die Libelle. Bei Nahaufnahmen entstehen extrem hohe Relativgeschwindigkeiten, die es einzufangen gilt. Mein Optimum liegt bei rund 15 Bilder pro Sekunde. Ich persönlich finde, dass alles was darüber hinaus geht zu viele Bilder produziert, die sich sehr ähnlich sind. Mit geringeren Serienbildgeschwinidgkeiten neigt man zum verpassen spannender Motive.
Doch tatsächlich sind viele Bilder in der Sekunde nicht nur ein Vorteil für Event- oder Tierfotografie. Auch Landschaftsfotografie kann profitieren. Bei der Arbeit mit Belichtungsreihen und Panoramas muss es manchmal schnell gehen. Wetter und Lichtverhätlnisse könne sich rasant verändern. Darüber hinaus lässt sich sogar in manchen Fällen das Stativ einsparen. Vorausgesetzt natürlich, es wird mit kurzen Verschlusszeiten geschossen.

Und eine Anmerkung zu Serienbildgeschwindigkeit fern von 20 Fotos/Sekunde: Videos starten mit 24 Bildern/Sekunde. Wer meint Kameras mit höheren Serienbildfrequenzen zu kaufen, kann auch einfach ein Video aufnehmen. 30 oder mehr FPS sind in der Regel kein Problem. Einzelne Frames kann man sich später auch isolieren. Ein großes Problem ist nämlich beim Fotografieren, die ganzen Einzelnenbilder zu sichten und damit zu arbeiten. Das zwingt den Computer sehr schnell in die Knie.

Puffer bzw. Zwischenspeicher

Wie ich bereits mit der D3100 und der D7500 oder auch der D5600 festgestellt hatte, läuft der interne Speicher einer Kamera manchmal voll. Das entleeren in die externe Speicherkarte kann dauern. Es geht also mit dem Fotografieren nur stockend voran. Nicht selten sind das oft genau die Situationen, in denen ständig was cooles passiert. An der Stelle gibt es zwei Punkte zu berücksichtigen. Zum einen die Übertragungsrate und zum anderen die kamerinterne Speicherkapazität. Bei der Nutzung von CF-Express oder XQD Karten und den neueren professionellen Spiegellosen Kameras, kann der Pufferspeicher teils nicht mehr voll laufen, da die Daten schnell genug auf die Karte geschrieben werden können. Sollte das nicht der Fall sein, würde ich aus Erfahrung immer eine Überbrückunsgkapazität von 50 Bildern angestreben. Das gilt aber nur für diejenigen, die bereits gezielt mit dem Auslöseknopf umgehen können. Wer auf Dauerfeuer steht, sollte schon mindestens das Doppelte einplanen.

Rauschverhalten (ISO)

Ein für mich sehr entscheidendes Kriterium für einen Kauf ist immer das Bildrauschen bei hohen ISO-Werten. Der ISO steht für den Verstärkungsfaktor in der Kamera. Kommt wenig Licht auf den Pixel, muss die elektronsiche Verstärkung umso stärker greifen. In der Physik gibt einen Fachbegriff, der sehr oft in diesem Zusammenhang genannt wird, das signal-to-noise ratio. Also das Signal-Rauschverhalten. Im Grundkonzept geht es nur darum, dass jeder Sensor, egal ob es der Chip in der Kamera ist, oder ein Mikrofon, ein Hintergrundrauschen mit sich bringt. Wenn wir nun ein Signal empfangen wollen, dass sehr schwach ist, müssen wir es verstärken. Damit wird jedoch auch das Rauchen verstärkt. Dies sieht man oft in Form von Artefakten auf dem Bild. Vollformatkameras händeln einen ISO von 1000 ohne größere Probleme. Besonders in der Nachbearbeitung lässt sich viel entrauschen, maskieren oder KI gestützt korrigieren. Jedoch spielt hier die Auflösung eine entscheidende Rolle. Ein Sensor mit 20 Megapixeln und ein Sensor mit 40 Megapixel bei selber Sensorgröße unterscheiden sich massiv in ihrem Rauschverhalten. Während im ersten Fall die Fläche der Pixel recht groß ist, können diese viel Licht/Daten/Informationen sammeln. Ein kleinerer Pixel bekommt nicht ganz so viel ab. Sein Signal-Rauch-Verhältnis ist also schlechter. Dafür können jedoch Kameras mit vielen Megapixeln viel mehr Details auflösen. Man braucht eben nur einfach ordentlich Licht.
Die Frage ist also: Was will ich fotografieren und mit welchem Rauschen kann ich leben. An der Stelle dürfen wir ebenfalls nicht vergessen, für was ich meine Fotos benutzten möchte. Für kleine Ausdrucke bis A3 sind diese Werte fast völlig irrelevant. Besonders da kein Mensch mit der Lupe vor einem Bild steht, sondern immer einen gewissen Impressionsabstand wahrt. Der wirklich große Vorteile von vielen Megapixeln ist einfach die Variabilität im Beschneiden des Motivs. Beispielsweise Lemikolen sind recht scheu und brauchen große Sicherheitsabstände. Sie erscheinen demnach auf dem Bild sehr klein.

Verschlusszeit

Eine weitere Größe in der Bewertung von Kameras ist die Verschlusszeit. Manche High-End-Kamerahersteller sind mittlerweile bei 1/32 000 s angelangt. Wobei an dieser Stelle ein paar entscheidende Fragen zu beantworten sind. In den Bereichen in denen ich fotografiere gab es bisher lediglich zwei Tiere, die solche kurzen Shutter Speeds gebraucht hätten. Hummeln und Libellen! Aber auch nur um deren Flügelschlag im Flug einzufrieren. Das große Problem mit extrem kurzen Verschlusszeiten ist die Menge an Licht, die auf den Sensor trifft. Man könnte auch sagen, das Bisschen, was übrig bleibt. Das ist nämlich extrem wenig. Womit wir wieder beim ISO sind, der dann ziemlich hoch ausfällt. Für Amateur und Profi, sind meiner Ansicht nach 1/8000 Sekunden mehr als ausreichend. Für Landschaftsfotografen oder Nachtfotografie ist dieser minimal mögliche Wert ebenfalls weitestgehend egal.

Akkulaufzeit

Der Unterschied zwischen DSLR und DSLM liegt bei rund 3 zu 1. Spiegellose Kamers ziehen durch den elektronischen Sucher deutlich mehr Strom. Es empfiehlt sich daher ohnehin mehrere Akkus dabei zu haben. Die Z6II schafft in der Regel um die 500 Bilder. Eine D750 landet da eher bei 1200 Bildern mit einer Akkuladung.
Ein großes Manko besteht bei spiegelosen Kameras für Videoaufnahmen oder Zeitraffer. Hier sollte die Kamera externe Powerbanks unterstützten. Für mehrstündige Sesions reichen meist 30 000 mAh. Wobei der externe Akku mittlerweile auch öfters PD fähig sein muss. Bei längeren Aufenthalten über Nacht oder Tage empfiehlt sich schon eine kleine Powerstation. Besonders wenn die parallele Arbeit mit zwei Kameras oder auch einem Laptop angestrebt wird.

Auflösung

Wie im Vorab schon geschrieben, haben höher-pixelige Sensoren wie bei der Z9 ein schlechteres Signal-Rausch-Verhältnis, liefern aber mehr Detail. Ein Punkt der mir in letzter Zeit immer mehr bewusst wird, ist die Dateigröße von Bildern. 45 Megapixeln geben zwar Raum zu croppen, belasten aber die Hardware. Ganz besonderes wenn mit hohen Serienbildgeschwindigkeiten gearbeitet wird, Panaromas oder Belichtungsreihen überlagert werden. In der Speichergröße nehmen 20-24 MP Sensoren mit einer RAW etwa 25 MB ein. Zu 45 MP verdoppelt sich der Speicherplatz etwa. Auf 1 GB passen nur noch rund 200 Bilder. De facto sollte man bei der Wahl einer Kamera also vorsichtig sein, in welche Richtung man sich bewegt. Für scheue Tiere und Großformatdrucke mag eine Z9 sinnvoll sein. Für Landschaftsbilder oder kleine Ausdrucke reichen wederum deutlich weniger Pixel. An der Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass der aktuelle Technik-Trend mit immer mehr Megapixeln nicht so sinnvoll ist, wie es den Anschein hat. Weder für Kameras, noch für Handys.
Als letzte wichtige Anmerkung, möchte ich noch auf die verwendeten Objektive hinweisen. Die verwendete Optik bricht, beugt, absorbiert und reflektiert Licht. Das was auf die Frontlinse trifft, wird also stark verändert. Die Auflösungsfähigkeit kann darunter leiden. Ältere Objektive, oder billige Varianten, die nicht die nötigen Gläser oder Nanobeschichtungen besitzen, sind nicht in der Lage 45 MP überhaupt zu bedienen. Anders gesagt, es bringt also nichts ein High-End Kamera in der Tasche zu haben, wenn das Objektiv die nötige Qualität nicht mitbringt.

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de_DEDeutsch